Diesen Bericht fand ich sehr interessant:
Eine aktuelle Studie enthüllt das Fortpflanzungsgeheimnis von 200 Millionen Jahre alten Pflanzen. Mit Lockstoffen und giftigen Substanzen lenken sie Insekten.
Forscher der amerikanischen Universität Utah haben in der Pflanzengruppe der Cycadeen eine ungewöhnliche Form der Fortpflanzung entdeckt. Cycadeen sind der Pfanzenklasse der Palmfarne zugeordnet und mit Ginko und Nadelholzgewächsen verwandt. Bei der Bestäubung werden die mit Pollen bedeckten Insekten durch einen Duftstoff aus dem männlichen Kelch der Palmfarne herausgelockt. Daraufhin stößt die Pflanze einen weiteren, aber milderen Duft aus, mit dem sie die Fliegen in den weiblichen Kelch lockt. Bei der Bestäubung heizen sich die Kelche der Pflanzen auf und stoßen eine giftige Duftmarke aus.
Die Pflanzenklasse der Palmenfarne hat sich vor 200 Millionen Jahren entwickelt. Damals waren die urzeitlichen Gewächse eine wichtige Nahrungsquelle der Saurier. Aufgrund ihres alten Ursprungs werden Cycadeen auch „lebende Fossilien“ genannt. „Menschen denken vielleicht, dass Pflanzen wahllos Düfte aussenden, um Insekten zu locken. Aber die Bestäubung von Palmfarnen ist viel komplexer. Diese Pflanzen senden gezielt Düfte aus, um zu locken, abzuweisen oder zu täuschen“, sagt Irene Terry, Wissenschaftlerin an der Universität in Utah.
Bisher sind Forscher davon ausgegangen, dass die Bestäubung von Palmfarnen eher zufällig durch Wind stattfindet. Die Forscher um Irene Terry haben in einem weiblichen Kelch der Palmfarne Pollen gefunden, die nicht durch den Wind in den schmalen Gang gelangt sein können. Die Bestäubung kann daher nur über Insekten erfolgt sein. Sie fliegen in den männlichen Kelch der Pflanze, um den Pollen zu fressen. Diese bleiben dabei an ihnen kleben. Bei der „Drück- und Zie- Methode“ fliegen die Insekten erst aus dem Kelch heraus und werden später wieder angelockt. Dabei dringen einige der Fliegen in den weiblichen Kelch ein und bestäuben ihn.
Die Cycadeenpflanzen haben eine begrenzte Bestäubungsperiode. Dann erhitzt der männliche Palmfarn vier Wochen lang täglich zwischen 11 und 15 Uhr seinen Zapfen. Bis zu zwölf Grad Celsius wärmer ist es dabei auf dem männlichen Palmfarn als in der Umgebung, schreiben die Wissenschaftler. Gleichzeitig entströmt der Pflanze ein stinkender und giftiger Geruch. Das vertreibt die Fransenflügler, die zum Fressen auf dem Zapfen sitzen.
Die männlichen Kelche der Palmfarne können sich bis auf 37 Grad erwärmen. Dafür brauchen die Pflanzen den Vorrat von Zucker, Stärke und Fetten, der normalerweise zur täglichen Zellteilung dient. Beim Temperaturanstieg stoßen die Kelche Duftstoffe aus. Einer dieser Stoffe ist das chemische Element Beta-Myrcene, welches die Insekten aus dem männlichen Kelch herauslockt. „Der Duft riecht, wie ein Mann, der zu viel Aftershave aufgetragen hat“, so Terry. Die Forschungsergebnisse werden in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazines „Science“ veröffentlicht.
Quelle: http://www.focus.de
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